2. Januar

Pazifikküste bei Hermosa / Santa Rosa Reserva

Steffi: Wahrscheinlich ist dieser Tag in der Reiseplanung als erholsamer Strandtag gedacht und so haben wir hin und her überlegt, ob sich die Anfahrt zu einem weiteren Nationalpark lohnt oder ob wir doch lieber einen Erholungstag mit Schnorcheln machen. Und ganz im Nationalpark-Rausch starten wir dann heute mit dem perfekten Plan: Wir machen einfach beides!

Michael: Um den Eingang der Santa Rosa Reserva zu erreichen, müssen wir zunächst wieder zurück nach Liberia fahren. Dort nehmen wir die Panamericana nach Norden in Richtung Nicaragua. Wieder einmal lernen wir die interessante Beschilderungstechnik in Costa Rica kennen. Weit vor dem Ziel, hier in der Nähe der Strände, ist der Weg ausgeschildert, an den wichtigen Stellen aber, kurz vor dem Ziel, fehlt jeder Hinweis. Also fahren wir weiter und hoffen, dass wir den Abzweig noch nicht verpasst haben. Nach insgesamt etwa einer Stunde Fahrt finden wir den Eingang dann doch problemlos. Dort arbeiteten eine Parkrangerin und zwei Voluntäre. Leider spricht nur die Rangerin englisch, so dass es bei uns etwas länger dauert, da sie auch das Abkassieren der zwischenzeitlich eingetroffenen spanischen Besucher erledigen muss. Viele Besucher sind es nicht, wir haben aber wohl die typische Uhrzeit gegen neun Uhr erwischt. Die Rangerin rät uns davon ab, bis zum Strand zu fahren, da die Strasse in sehr schlechtem Zustand sei.

Steffi: Der Entschluss nach Santa Rosa zu fahren scheint sich zu lohnen. Wir haben hier eine komplett andere Vegetation vor uns als in den bisherigen Nationalparks. Staubigere Wege, trockenes Gras und lichtere Wälder. So etwas hätte ich nicht in Costa Rica erwartet. Und schon nach kurzer Zeit haben wir eine ganz gute Ausbeute an Tiersichtungen.

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Michael: Der erste Aussichtspunkt, nur kurz nach dem Eingang, klärt uns darüber auf, dass wir hier einen tropischen Trockenwald vor uns haben. Auf der Weiterfahrt tiefer in den Park, kreuzt dann ein Ameisenbär unseren Weg. Als wir anhalten um Fotos zu machen flüchtet er auf einen Baum. Obwohl, bei der langsamen Geschwindigkeit kann man das kaum Flucht nennen. Die Hauptattraktion des Parks (für die bequemen Touristen) ist ein altes Viehgehege und ein nahegelegener Hof, La Casona, der als Museum dient. Außerdem gibt es einen kurzen Pfad durch den angrenzenden Wald. Das Viehgehege wird auch heute noch einmal im Jahr für ein Fest benutzt. Das Museum ist ganz nett anzuschauen, aber sonst nicht beeindruckend. Der Rundweg ist, bis auf einen tiefen Brunnen, in dem wir eine Fledermaus entdecken, langweilig. Zumindest entdecken wir um den Hof zwei Leguane, auf der Suche nach dem passenden Sonnenplatz. Hinter dem Museum führt noch eine Treppe zu einem Monument, von wo wir eine schöne Fernsicht nach Süden haben.

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Steffi: Wichtige Regel in Costa Rica: Mache keinen noch so kleinen Toilettengang ohne Kamera! Als ich aus dem Auto aussteige sag ich auch noch: ich nehm mal meine Kamera mit, man weiß ja nie. Fünf Schritte später denke ich dann: wie krank ist das denn, mitten im Nationalpark so eine blöde Statue aufzustellen? Dann bewegt sich das Reh, das mir bis dahin direkt ins Gesicht geschaut hat und verschwindet im Gebüsch. Es bleibt aber in der Nähe, so dass meine Kamera doch tatsächlich auf dem Weg zum Klo zum Einsatz kommt.

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Michael: Wir entschließen uns weiter in den Park hineinzufahren und hängen damit schon die meisten anderen Besucher ab. Zunächst kommen wir noch an einen leeren Campingplatz, wo Steffi die sanitären Anlagen, Klopapier darf man an solchen Stellen nie erwarten, testet. Dabei entdeckt sie ein Reh.

Steffi: Die im Reiseführer erwähnten Wasserlöcher, an denen angeblich immer irgendein Tier zu sehen ist, gibt es tatsächlich. Und an jeder Pfütze könnte ich stundenlang verharren bis die versprochenen Tiere auftauchen. Aber wir müssen weiter. Das richtig große Wasserloch taucht dann sehr unvermittelt auf und wir poltern etwas zu laut aus dem Gebüsch. Aber ja, da war doch wirklich ein grosses Tier!

Michael: Vor dem weiteren Weg warnt uns ein Schild: Road in bad condition. Die Schotterpiste ist tatsächlich ziemlich schlecht, aber mit Allrad befahrbar. Zwei Fußwege gehen von der Piste ab, die wir uns beide ansehen. Zuerst etwa 600 Meter zu einem Aussichtspunkt mit Blick über den Wald zum entfernten Strand. Der zweite Pfad führt etwa anderthalb Kilometer an einem kleinen Fluß entlang, an mehreren Wasserlöchern vorbei auch zu einem Aussichtspunkt, diesmal mit Blick nach Süden. An einem Wasserloch verschrecken wir einen großen Vogel, der flüchtet noch bevor wir ihn richtig erkennen können. Leider kommt er auch bis zu unserem Rückweg nicht wieder. In diesem tropischen Trockenwald ist es zur Mittagszeit sehr heiß und die meisten Tiere ziehen sich zurück. Steffi würde noch gerne bis zum Strand (die Attraktion für die nicht so bequemen Touristen) fahren. Allerdings sind das noch neun Kilometer auf der schlechten Schotterpiste und wir müssen auch noch die Rückfahrt zum Hotel schaffen. Daher machen wir uns langsam an die Rückfahrt.

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Steffi: Der Strand soll super schön sein, mit hoher Wahrscheinlichkeit nach auch sehr einsam und die Straße kann doch kaum schlimmer werden wenn die anderen Touristen mit ihren Surfbrettern (zu Wellensurfen soll der Playa Naranjo nämlich bestens geeignet sein) ohne zu Zögern dorthin weiterfahren. Aber der Vernünftige unter uns entscheidet anders und als wir den Ausgang des Parks erreichen und ich merke, dass die Sonne mich heute ganz schön fertig gemacht hat muss ich zugeben, dass es vielleicht doch die richtige Entscheidung war.

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Michael: In Liberia halten wir bei McDonalds und nehmen ein sehr spätes Mittagessen zu uns. Von den Hamburgern bin ich enttäuscht, da sie nicht besser und nicht schlechter schmecken als bei uns. Vom Hamburger bei Burger King in San José dagegen war ich sehr angetan. Costa Rica exportiert sehr viel gutes Rindfleisch in die USA, ein wenig davon landet hoffentlich auf den eigenen Burgern. Wir verabschieden uns von unserem Plan noch Schwimmen und Schnorcheln zu gehen, da der schönen Ausflug in den Santa Rosa Nationalpark doch mehr Zeit als gedacht in Anspruch genommen hat.

Steffi: Soviel zum perfekten Plan. Aber nach so einem schönen Tag ist es halb so schlimm, dass das Schnorcheln fürs Erste ausfallen muss.

Michael: Gegen Abend versuchen wir ohne großen Hunger eine Pizza zu bekommen. Leider sieht die Pizzeria nicht sehr einladend aus und wir kehren doch wieder ins Hotel zurück. Auch unser zweiter Versuch in Costa Rica eine Pizza zu essen schlägt damit fehl. Gelernt habe ich dabei, dass man in der Fremde am Besten auch für kurze Ausflüge immer das Auto nimmt, da man die Entfernungen (wie hier zur Pizzeria) immer falsch einschätzt.

Steffi: Dass wir die Pizzeria dann doch links liegen lassen wäre nicht weiter schlimm, wenn unser Hotel nicht ganz oben auf dem Hügel läge. Aber der Gedanke daran, dass wir den Weg ohnehin auch wieder hätten zurückgehen müssen und die wartende Pasta im Hotel machen auch den Aufstieg erträglich.

Michael: Vom Hotel aus ist auf dem gegenüberliegenden Hügel in nicht zu weiter Entfernung ein nicht kleines Feuer zu sehen. Es beruhigt mich, dass zwischen Feuer und Hotel der komplette Stand liegt. Aber als Anwohner auf der anderen Seite würde ich mir Sorgen machen.

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Wir sind beide sehr müde, als wir gegen 22 Uhr ins Bett gehen.

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