8. Januar

Carate

Michael: Die Hotelanlage in Dominical erinnert mich ein wenig an eine Clubanlage. Abgelegen. Pool. Tennisplätze. Alles da um seine Zeit zu verbringen ohne die Anlage verlassen zu müssen. Wir fahren gleich früh morgens weiter und halten uns nicht mit diesen Angeboten auf.

Die heutige Strecke führt uns auf die regenreiche Osa-Halbinsel mit dem Nationalpark Corcovado. Der ursprüngliche Reiseverlauf sah vor den Park über Bahia Drake und den Eingang San Pedrillo zu erkunden. Dort waren aber keine Hotelzimmer mehr zu bekommen, also wurden wir in einer Lodge in Carate am südlichen Ende der Halbinsel untergebracht. Dies bedeutet eine deutlich längere Anreise, dafür sehen die Bilder von der Lodge toll aus und wir dürfen mit weniger Tourismus als im nördlichen Teil rechnen. Bis Palma Sur haben wir eine sehr gute Straße und wir wechseln dort wieder auf die Panamericana, deren Zustand aber deutlich schlechter ist. Da Panama nicht über die Panamericana erreichbar ist – hier ist die einzige Unterbrechung dieser Straße – herrscht relativ wenig Verkehr. Als wir die Panamericana verlassen wird die Straße richtig schlecht. Zwar noch asphaltiert geht es kurvenreich an zahlreichen Schlaglöchern vorbei über einen kleinen Berg. Immerhin wird bis Jiménez in zahlreichen Baustellen an der Straße gearbeitet. Wir nutzen einen Stopp in Jiménez um Bargeld zu holen und einzukaufen. Ab Jiménez wird die Straße dann kriminell, zunächst eine ungepflegte Schotterpiste kommen später auch noch einige Flüsse hinzu, die durchquert werden müssen. Ich verlasse mich darauf, dass die Straße gesperrt werden würde, wenn ein Fluß nicht mit einen normalen Wagen durchfahrbar sein sollte, denn die Tiefe ist oft nicht erkennbar. Endlich erreichen wir nach ungefähr 35 Kilometern und zwei Stunden den kleinen Ort Carate mit seinem Flughafen, der lediglich aus einer einfachen asphaltierten Landebahn besteht. Von hier geht es mal links mal rechts an einem Fluß entlang steil bergauf zur Lodge. Netterweise weisen Schilder auf die noch verbleibende Fahrzeit in Minuten hin.

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Steffi: Ab Jiménez geht es zwischen Kuhweiden weiter Richtung Luna Lodge, bis wir kurz vor Carate durch den kleinen Palmenstreifen auf der linken Seite das Meer glitzern sehen. Wir stoppen zwischen den Palmen, gehen ein paar Schritte und blicken auf einen endlosen wunderschönen Traumstrand. Ab Carate wird wird die Straße mehr und mehr zu einem Wanderweg. Die bisherigen Flußdurchquerungen waren eher nur zur Übung. Außerdem geht es nun bergauf, links und rechts mal eine Hütte, mal ein verrostetes Auto. Während der Fahrt Fotos zu machen habe ich inzwischen aufgegeben. Bei dem Geschaukel bin ich nur noch damit beschäftigt diverse Kameras und andere wichtige Beifahrerutensilien nicht aus den Händen zu verlieren. Gerade als ich mir die Frage stelle ob das wirklich noch der richtige Weg sein kann leuchtet uns die beruhigende Antwort auf einem Schild entgegen: “You are on your way to the Luna”. Na dann, dann kann ja nichts mehr schief gehen.

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Michael: An der Lodge werden wir schon von Lana, der Besitzerin, und einem „refreshing glas of cold water and a smile“ erwartet. Wir wurden über Funk angekündigt. Nach einem kleinen Snack dürfen wir Bungalow 8 beziehen. Die sehr schöne Anlage ist mitten in den Hang gebaut und die Bungalows haben eine sehr offene Bauweise mit einer Terrasse und gigantischer Aussicht. Das Bad liegt zur Hälfte im Freien und nur Moskitonetze um das Bett verhindern, dass einem nächtliche Besucher zu nahe kommen.

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Steffi: Schon beim Studieren der Lodge-Website haben wir uns darüber amüsiert, dass jede Tour mit einem “refreshing cold glass of water” abschließt. Als hätte man sich nach einem anstrengenden Tag nicht eine Cola verdient. Nun als wir verschwitzt und durchgerüttelt unser Auto vor der Lodge parken, stehen sie doch tatsächlich da, in der Hand ein Tablett mit zwei Gläsern Wasser und begrüßen uns freudig. Hier sind wir wirklich in einer anderen Welt gelandet. Ohne das Auto auszuladen werden wir sofort auf die Aussichtsplatform verfrachtet und dürfen uns in den Schaukelstühlen mit Dschungelblick von der Anfahrt erholen während in der Küche Quesadillas für uns zubereitet werden.

Michael: Die Appetizer von 18 Uhr sind schon weg als wir uns zum Abendessen ins Restaurant begeben. Wir werden von Lanas Mutter begrüßt und dürfen uns an den großen Familientisch setzen, da die deutschsprachigen Gäste an diesem Abend in der Mehrzahl sind. Am Tisch sitzen noch ein weiteres deutsches Paar, ein Paar aus Österreich und Bill und Carol. Carol hat Jazztanz in München unterrichtet und spricht deshalb ein paar Worte deutsch. Bill ist professioneller Fotograf und hat eine genaue Liste von Tieren, die er hier noch ablichten muss. Zum Essen gibt es ein kleines Buffet mit Schweinefleisch und Gemüse.

An einem der Holzstühle hole ich mir einen Spreißel, den wir erstmal verarzten müssen. Als wir zurückkommen läuft ein Video über den Corcovado-Nationalpark und das White-Hawk-Projekt, das zum Ziel hat durch private Landaufkäufe das Gebiet des Nationalparks zu vergrößern. Lana ist die Vorsitzende dieses Projektes. Wir buchen noch eine Tour in den Nationalpark für den nächsten Tag und gehen zu Bett.

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