6. Januar

Quepos / Schutzgebiet Manuel Antonio

Michael: Dank der Reisegruppe gibt es das Frühstück eine halbe Stunde früher als sonst und mit einer Verzögerung von 15 Minuten schließen wir uns an. An das gute Frühstück, nicht an die Reisegruppe. So wollen wir es schaffen vor dem großen Andrang, der freitags zu erwarten ist, am beliebten Nationalpark Manuel Antonio zu sein. Doch zunächst muss ich mir noch ein Nest anschauen, welches ein Kolibri im Hotelgarten gebaut hat. Am Vortag noch konnten wir nur das leere Nest beobachten, jetzt am Morgen gelingt es mir auch ein Foto mit dem kleinen Vogel zu machen.

20120125-220906.jpg

Die Zufahrtsstraße zum Nationalpark Manuel Antonio führt etwa sieben Kilometer über einen Hügel und auf beiden Seiten sind Hotels, Restaurants und Shops in Reihe angeordnet. Kurz vor dem Park werden wir von einem Typen herausgewunken, der eine offizielle Parkuniform zu tragen scheint und uns mit den Worten „The official parking lot is full“ einen Platz am Straßenrand zuweist. Als ich skeptisch nachfrage, beteuert er ein Parkangestellter zu sein. Kommt uns alles irgendwie komisch vor und ich habe den Eindruck, dass wir jetzt hier einen Führer nehmen und später Andenken kaufen sollen. Wir werden beides nicht machen.

Steffi: Ich würde hier ganz bestimmt nicht parken. Würde Gas geben und weiterfahren, egal was die Typen erzählen. So einen Official-Ausweis kann ich mir auch selbst malen. Ist mir viel zu suspekt die ganze Geschichte. Naja, immerhin haben wir ja nichts Wertvolles im Auto, was soll also passieren. Trotzdem stelle ich mir auf der ganzen Strecke zum Parkeingang vor, was die wohl gerade mit dem Auto anstellen, wie sie die Reifen aufstechen weil wir nichts bezahlt haben. Wir sehen kurz vorm Park auch noch ein Parkplatz mit Schild. Der sieht etwas offizieller aus, aber da parkt keiner. Und richtig viel Parkplätze sind da auch nicht vorhanden. Ansonsten stehen Autos überall am Straßenrand. Je näher man kommt, desto mehr “Official Tourist Information”, Kokosnussverkäufer und Touristen in Flipflops sind zu sehen. Da uns hier dann alles mindestens genauso suspekt und inofficial vorkommt lassen wir das Auto da stehen wo es ist.

Michael: Am Parkeingang ist trotz der frühen Uhrzeit schon viel los und viele Ticos sind hier mit Badeschlappen und Kühlbox unterwegs. Wer es sich leisten kann, zahlt wohl den für Einheimische reduzierten Eintritt und genießt die weniger hektischen Strände im Park statt den öffentlichen Strand.

Steffi: Bald nach dem Eingang sehen wir auch unsere deutsche Reisegruppe aus der Villa Romantica wieder. Das frühere Aufbrechen hat sich wohl nicht sehr gelohnt.

Michael: Alle unsere älteren Reiseführer haben uns vor einer Flussüberquerung gewarnt, die man bewältigen muss, um in den Park zu gelangen. Davon ist aber nichts zu sehen und ein breiter befestigter Weg führt in den Regenwald hinein, bis man an einer Gabelung die Möglichkeiten hat an einen der Strände oder weiter durch den Regenwald zu laufen. Neben dem Weg sehen wir ein Faultier in den Bäumen hängen.

Steffi: Das Schöne an diesen leicht überfüllten Park ist nämlich, dass man mit ziemlicher Sicherheit – zumindest auf dem Hauptweg – kein Tier verpasst. Die Menschentrauben, unter denen sich meist ein Guide mit einem Teleskop auf einen Stativ befindet, sind wirklich nicht zu übersehen. Und allzu scheu scheinen die Tiere auch nicht zu sein.

Michael: Wir entscheiden uns für den Pfad zu einem Aussichtspunkt. Ab hier verlaufen sich die Besucher zum Glück und wir sind fast ungestört unterwegs. Der Weg erinnert mich an Indiana Jones und dessen abenteuerlichen Pfade. Ich erwarte jede Sekunde das irgendwelche Fallen vor uns auftauchen, doch wir kommen unbeschadet am Aussichtspunkt an. Dieser ist allerdings recht zugewachsen und die Aussicht daher nur mäßig.

20120125-214542.jpg

Steffi: Nach dem Aufstieg durch den schwülwarmen Wald brennt am Aussichtspunkt die Sonne auf uns herab und wir wollen uns hier dann nicht zu lange aufhalten. Da die Geocache-Ausbeute allerdings bisher eher gering war, muss ich natürlich hier unbedingt noch den Cache “Puerto Escondido” – so heißt auch der Strand, zu dem wir dann als nächstes gehen wollen – finden.
Schnell ist ausgemacht wo er sich befinden muss, unter der Ausichtsplattform selbst scheint der einzig sichere Ort zu sein. Irgendwie sucht man aber doch im Regenwald dann etwas anders nach den Behältern. Wer will schon blind in Astlöcher oder andere dunkle Ecken greifen, wenn überall Schlangen, Spinnen und anderes Ungetier warten können. So bin ich doch sehr erleichtert, das Logbuch nach einem kurzen Blick unter die Plattform zu erspähen. Einen Behälter dazu sehe ich leider nicht und trage uns direkt auf dem Papierfetzen ein.

Michael: Auf dem Rückweg hören wir immer wieder ein lautes Brüllen aus dem Wald und haben bald das Glück Brüllaffen hoch oben in den Bäumen zu entdecken.

Steffi: Bei den Affen halten wir uns ein Weilchen auf. Stolz sie als erstes entdeckt zu haben, ganz ohne die gewohnte Menschentraube, machen wir dann noch ein paar andere Abseits-des-Hauptwegs-Touristen auf sie aufmerksam. Das Brüllen ist schon irgendwie ziemlich unheimlich.

20120125-214553.jpg

Michael: Wieder am Abzweig läuft uns ein Waschbär über den Weg, doch ein Rascheln aus dem Unterholz ist auch noch zu hören, als dieser längst weg ist. Das Tier welches wir nur schemenhaft erkennen, sieht aus wie eine große hellbraune Ratte. Unsere nächste Wahl fällt auf den Pfad zum entlegensten der drei Strände, wo wir noch mehr Waschbären entdecken. Die Tiere wissen hier, dass es bei den Strandbesuchern immer mal wieder etwas zu holen gibt. Die Menge der Leute am Strand ist ok, vor allem sind es hier keine der Badelatschen-Träger, die nur zum Baden in den Park kommen. Das Wasser ist trübe und meine Versuche mit der Schnorchelbrille nicht von Erfolg gekrönt. Ein weiterer Pfad, der von hier weiter in den Regenwald hineinführt ist leider gesperrt. Zurück auf den Hauptweg laufen wir auf einem versteckten Pfad quer durchs Dickicht.

20120125-214602.jpg

Steffi: Am Puerto Escondido Strand bin ich etwas enttäuscht so viele Waschbären zu sehen, die den Touristen Modell stehen, Zuvor bin ich noch sowas von stolz gewesen einen auf dem Weg entdeckt zu haben und dann so was! Von dem Schock erhole ich mich dann erstmal gemütlich unter einem hübschen Apfelbaum … bis mich Michael zurecht von meinem Platz verscheucht. Der Manzanillo-Baum gehört zu den giftigen Pflanzen, die schon bei reinem Hautkontakt Verätzungen auslösen können. Also nichts wie weg! Eigentlich hätte es auf dem weiterführenden Weg noch einen Cache zu holen gegeben. Leider ist auch dieser Weg gesperrt – was laut Logeinträgen die meisten Geocacher trotzdem nicht davon abhält dort hinzugehen, uns schon.

20120125-214609.jpg

20120125-214616.jpg

Michael: Der Hauptweg führt weiter zum größten der drei Strände und ist entsprechend stark frequentiert. Am Strand angekommen fühle ich mich wie in einem großen Freibad und nicht wie in einem Nationalpark. Viele Besucher kommen wohl nur zum Baden hierher. Die Affen am Strand sind schon so zutraulich, dass selbst das Fotografieren keinen Spaß mehr macht. Leider ist auch der Rundweg auf die Halbinsel gesperrt, so dass wir einfach am Strand weiterlaufen. Am Ende wird es zum Glück wieder etwas ruhiger und wir können noch einige Wasservögel entdecken. Dann stoßen wir auf einen Ausgang, der zum öffentlichen Strand führt. Dort erfahren wir auch, dass der Weg zum Wasserfall im Park ebenfalls gesperrt ist. Kurz nach dem Ausgang, der früher wohl der Eingang war, kommt auch der oben erwähnte Fluss, den es zu durchwaten gilt (alternativ kann man auch zum Eingang zurücklaufen oder mit einem Ruderboot übersetzen). Wir entscheiden uns für die abenteuerliche Variante.

20120125-214623.jpg

Steffi: Zurück beim Auto vereinbaren wir keine Zeit zu verlieren. Keine Schuhe wechseln, nur einsteigen und los. Wie sich herausstellt ist das gar nicht notwendig. Die Parkwächter beachten uns nicht, haben uns wohl als Geldquelle abgeschrieben. Auch gut. Ich bin erleichtert.

Michael: Gegen 13 Uhr sind wir zurück im Hotel und nicht besonders angetan vom Nationalpark Manuel Antonio. Zu viele Besucher und gleich drei der wenigen Wege waren gesperrt.

Steffi: Trotzdem ist es ein schöner Tag im Park gewesen, bei dem es viel zu entdecken gab. Das richtige Nationalpark-Feeling kann aber bei der Menge an Leuten nicht aufkommen. Vermutlich – wie ich auch aus diversen Cache-Einträgen gelesen habe – sind die Wege teilweise zur Erholung der Natur gesperrt. Ob es da nicht eine sinnvollere Idee wäre die Besucherströme insgesamt noch mehr zu beschränken?

Michael: Durch viele Hinweise auf den schlechten Zustand der Strecke am morgigen Tag von Quepos nach Dominical aufgeschreckt frage ich im Hotel nach und erhalte die überraschende Antwort, dass die Straße seit letztem Jahr in sehr gutem Zustand sei und Dominical locker in 45 Minuten erreichbar ist. Also doch keine zwei Stunden wie in der Tourbeschreibung angegeben. Das bedeutet für uns ausnahmsweise einen entspannten Reisetag.

Steffi: Für die Abendessen-Location lassen wir uns vom Sohn beraten, der sich wirklich gut auszukennen scheint.

Michael: Wir gehen im Restaurant La Cantina essen, welches auf der Straße von Quepos zum Nationalpark liegt und gönnen uns jeweils ein Steak vom Holzkohlegrill. Schmeckt gut, kommt aber nicht an das Steak heran das ich in Fortuna hatte.

20120125-214632.jpg

Vorheriger Tag Nächster Tag