Unsere erste Reise mit Kind beginnt am 27. August in Karlsruhe und hat ein Ferienhaus an der Westalgarve zum Ziel. Uns ist klar, dass eine Reise mit einem dreieinhalb Monate alten Kind anders verlaufen wird als unsere bisherigen Unternehmungen zu zweit. Was aber tatsächlich alles neu bedacht werden muss soll sich erst im Laufe der Reise zeigen.

Fliegen mit Kind

Was haben wir uns wegen des Fluges vorher den Kopf zerbrochen. Ist es überhaupt OK mit einem so kleinem Baby zu fliegen? (Laut unserer Kinderärztin ja.) Nehmen wir einen Kinderwagen für die An- und Abreise mit? (Vor Ort im Ferienhaus ist ein Kinderwagen vorhanden.) Brauchen wir für das Baby einen eigenen Sitz im Flugzeug oder behalten wir es auf den Schoß? (Schlaufengurte für den Schoß gelten als nicht sicher.) Wie wird das Baby den Druckunterschied vertragen? Was machen wir, wenn sich unser Sohn während des Flugs überhaupt nicht mehr beruhigen lässt?

Als wir in Frankfurt in den Flieger einsteigen sind wir gerüstet. Wir haben für unseren Sohn einen eigenen Platz gebucht. Aus Komfortgründen und vor allem, weil wir von den Sicherheitsvorteilen gegenüber einem Schlaufengurt überzeugt sind. Daher haben wir auch eine Babyschale dabei, die wir ja für die Fahrt zum Flughafen und für das Fahren in Portugal sowieso brauchen. Wir haben uns vorher bei der Fluglinie rückversichert, welche Modelle für das Flugzeug passend und erlaubt sind. Auf einen Kinderwagen verzichten wir komplett, obwohl dieser am Flughafen zwischenzeitlich ganz praktisch wäre. Stattdessen haben wir ein Tragetuch und eine zusammenklappbare Tragetasche dabei, in der sich unser Sohn ausruhen kann.

001-P1010716(700)

Unser Sohn ist nach der Anfahrt mit dem Auto und dem Aufenthalt am Flughafen schon einige Stunden wach bis wir am Gate ankommen. Für Start und Landung haben wir einen Schnuller und zwei Fläschchen dabei, damit unser Baby während der Druckanpassung etwas zu Nuckeln hat. Doch nachdem wir die Babyschale mit dem Beckengurt auf dem Sitz befestigt haben und das Flugzeug zur Startbahn rollt, schläft unser Sohn ein und wird vor dem Aussteigen auch nicht wieder aufwachen. Entgegen jeder Befürchtung erleben wir einen sehr angenehmen Flug.

Auf dem Rückflug zeigt sich unser Sohn dagegen von einer anderen Seite. Nach dem Aufbruch in aller Frühe verschläft er die dreistündige Autofahrt nach Lissabon fast komplett und ist am Flughafen zunächst wieder topfit. Im Flugzeug ist er dann zwar leider wieder müde, aber nicht in den Schlaf zu bekommen. So muss er den kompletten Steigflug und die anschliessende erste Stunde fast ununterbrochen seinen Unmut durch Schreien zum Ausdruck bringen. Für uns Eltern ist das eine doppelte Belastung, da wir zum einen natürlich unseren Sohn beruhigen wollen und uns anderseits auch nicht dabei wohlfühlen als Verursacher dieses wirklich nervenaufreibenden Geschreis wahrgenommen zu werden. Fläschchen, Schnuller, Spielzeug – nichts hilft. Die Erlösung bringt dann die Hochglanzoberfläche des Lufthansa Bordmagazins, mit dem mein Sitznachbar etwa eine Viertelstunde lang vor der Nase unseres Kindes herumwedelt. Dies scheint eine unglaublich beruhigende Wirkung auf ihn zu haben. Im weiteren, ruhigeren, Verlauf des Fluges entdecken wir noch, dass sich Papier prima zerknüllen lässt und dabei auch noch wunderbar raschelt. Danke, Herr Nachbar und danke, Süddeutsche Zeitung.

Autofahren mit Kind

Unser Sohn hat kein Problem mit Autofahren. Solange der Wagen rollt. Wenn wir länger stehen bleiben, wird er in der Regel ungemütlich. Die eine Stunde Fahrt zum Flughafen in Deutschland übersteht unser Baby durch das Spaßprogramm mit Mami und Oma ohne Probleme und ist anschliessend ausgeruht und fit für die vielen neuen Eindrücke am Flughafen. Vor allem die Deckenkonstruktionen haben es ihm angetan. (Wir haben noch nie so oft am Flughafen nach oben geschaut.)

002-P1250981(700)

In Portugal müssen wir etwa drei Stunden vom Flughafen zum Ferienhaus fahren. Für Autofahrten ist eine Babyschale obligatorisch. Diese haben wir sowieso dabei, da unser Sohn darin auch den Flug verbracht hat. Alternativ könnte man eine Babyschale natürlich auch bei der Mietwagenfirma leihen. Der Flug und die Autofahrten vorher und nachher sind in der Summe allerdings eine ganz schön lange Zeit für ein Baby in der Babyschale und so heben wir unseren Sohn auch, wann immer möglich, heraus und nehmen ihn ins Tragetuch oder legen ihn in die Tragetasche.

An der Algarve selbst unternehmen wir nur Ausflüge mit maximal einer Stunde Autofahrt und fahren auch nicht jeden Tag irgendwo hin. Unser Auto hat zum Glück getönte Scheiben, so daß die starke Sonne nicht zu sehr im Wageninneren ankommt. Auch die Nutzung der Klimaanlage übertreiben wir nicht.

Spaziergang mit Kind

Im Ferienhaus ist ein Kinderwagen vorhanden. Das ist einerseits praktisch, da wir unseren nicht aus Deutschland mitbringen müssen. Andererseits ist es schwierig, weil das Ding selten so funktionieren will, wie wir denken. Aber ein Kinderwagen ist unerläßlich, will man mit seinem Baby den einen oder anderen Spaziergang an der Algarve unternehmen. Die Temperaturen lassen ein längeres Tragen im Tragetuch kaum zu. Aber auch im Kinderwagen wird dem Kind unterwegs recht heiß und unser Sohn liegt dadurch des Öfteren recht erschöpft im Wagen. Die Anzahl und Länge solcher Spaziergänge übertreiben wir also nicht. Außerden schützen wir unseren Sohn mit zusätzlichen Tüchern vor der Sonne.

004-P1260115(700)

Auch die Auswahl der Wege bedarf besonderer Aufmerksamkeit. Zwar schaffen wir es in Aljezur auch mit dem Kinderwagen durch den reißenden Fluß, aber nicht jeder Pfad den wir gehen wollen ist für unser Babytransportmittel geeignet. Mehr als einmal halten wir den Wagen auch besonderes gut fest, wenn der Weg nahe am Abgrund einer Klippe entlangführt.

Am Strand mit Kind

Der erste Besuch am Strand läuft nicht sehr gut. Wir entschließen uns spontan am Meer vorbeizuschauen und sind entsprechend schlecht vorbereitet, wie wir schnell merken. Unserem Sohn ist es zu heiß, zu windig und vor allem zu hell. Vor der Sonne ist er zwar gut geschützt (Sonnenschutzcreme, Mützchen und lange Klamotten), aber gefallen will es ihm trotzdem nicht. Also machen wir bald wieder kehrt und beschliessen den nächsten Ausflug besser zu planen.

003-P1260047(700)

Der nächste Versuch ist generalstabsmässig geplant. Unser Sohn ist an allen sichtbaren Stellen mit geeigneter Sonnencreme geschützt. Das Mützchen mit Schutzfaktor 50 sitzt passend auf dem Kopf und Papi ist beladen mit: Tragetasche, 2 Strandmatten, 2 Strandtücher, Sonnenschirm 1 und Sonnenschirm 2. Am Strand schauen wir nach dem Sonnenstand und der Wassergrenze und bauen Sonnenschirm 1 wie eine Strandmuschel auf. Das ist ungeheuer praktisch, da damit auch gleichzeitig der Wind abgehalten wird. Sonnenschirm 2 spendet zusätzlichen Schatten, so daß die Strandtücher und Strandmatten nicht in der prallen Sonne liegen. Die Tragetasche, bestückt mit Wickelzeug, Tüchern, Spielzeug und Sonnencreme zum Nachcremen, wird im hintersten Teil von Sonnenschirm 1 platziert und bildet das sonnen- und windgeschützte Strandbettchen für unseren Sohn. Dort kommt auch der nach unserer Erfahrung wichtigste Aspekt für einen angenehmen Strandbesuch zum Tragen: Es ist ziemlich dunkel! Keine direktes und vor allem auch kein indirektes Sonnenlicht, welches unseren Sohn blenden könnte findet seinen Weg dahin. So verbringt unser Sohn einige schöne Strandbesuche mit Schlafen, Essen und auch dem einem oder anderen Spaziergang ans Wasser.